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»Kulturwochen Nahost – radius of art« in Kiel 2008

 

Vierwöchiges Veranstaltungsprogramm in den Bereichen Literatur, Film, Theater, Musik und Politik mit Gästen aus Nahost, organisiert in Zusammenarbeit mit regionalen und überregionalen Partnern vom Projektbüro »radius of art« in Kiel.

Der Projektbaustein »Kulturwochen Nahost – radius of art«, bildete für Kiel den regionalen Schwerpunkt des EU -Projekts »radius of art«. Durch die inhaltliche und organisatorische Einbindung lokaler Partner (Galerien, Veranstalter, Institutionen) und durch die Unterstützung überregionaler

Partner wie z.B. dem Goethe-Institut konnten vielfältige Gesichtspunkte und Veranstaltungsformate verfolgt und entwickelt werden. Eröffnet wurden die Kulturwochen Nahost am 2. November in der Kieler Ansgarkirche von der Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz und der Kuratorin des Projekts Adrienne Goehler ; etwa 250 Gäste und Zuschauer nahmen teil. Inhaltliche Schwerpunkte des Programms leiteten sich zum einen von dem übergeordneten Projektanliegen ab, das in Europa oftmals oberflächliche und klischeehafte Bild der Kulturen im arabischen Raum zu differenzieren und Stereotypen neue Bilder entgegen zu setzen; zum anderen ergab sich in Bezug zum sechzigjährigen Jubiläum der Staatsgründung Israels und der palästinensischen »Nakba« (die arabische Bezeichnung für diesen historischen Einschnitt, übersetzt mit »Katastrophe«) eine Fokussierung auf den Nahostkonflikt. Beide Schwerpunkte wurden sowohl in Kulturveranstaltungen (Film, Musik,

Theater, Literatur) als auch durch Vorträge von international bedeutenden Referenten realisiert. So konnte in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kino in der Pumpe und dem palästinensischen Regisseur und Schauspieler Mohammad Bakri eine Filmreihe mit Produktionen aus Israel und den palästinensischen Gebieten gezeigt werden. Im Anschluss an die Filmvorführungen wurde dem Publikum die Möglichkeit zur Diskussion gegeben. Ein Kurzfilmabend, der in Anwesenheit zweier Regisseure Ergebnisse eines internationalen Wettbewerbs des Goethe-Instituts zum Thema

Menschenrechte präsentierte, bildete den Abschluss des Filmprogramms.

Zu den Höhepunkten des Literaturprogramms, welches in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus

Schleswig-Holstein erarbeitet wurde, gehörte eine Lesung mit den israelischen Autoren Assaf Gavron und Michal Zamir . Beide setzten sich dabei kritisch mit Angst und Gewalt im Alltag des heutigen Israel auseinander. Eine Lesung mit Abbas Baydoun (Beirut) und Michael Kleeberg (Berlin) dagegen reflektierte eine langjährige Schriftstellerfreundschaft und die Fruchtbarkeit künstlerischen Austauschs über Grenzen hinweg. Als ein Gastspiel aus Israel war im KulturForum an zwei Abenden die Performance »Be-Longing« zu sehen, eine aufwendige Theater-Video-Produktion, die mit Unterstützung des Goethe-Instituts Tel Aviv nach Kiel geholt werden konnte. Das Stück untersucht das psychologische Kräfteverhältnis im Dreieck von Deutschen, Israelis und Palästinensern und brachte den Zuschauern auf beeindruckende Weise die Komplexität des Nahostkonflikts nahe. Zu den Vorträgen während der Kulturwochen gehörte unter anderem eine Lesung von Christina von Braun , Kulturwissenschaftlerin und Vize-Präsidentin des Goethe-Instituts. Sie stellte vor einem großen Publikum im Landeshaus Schleswig-Holstein ihr Buch zur Geschichte und kulturellen Symbolik des Schleiers in Christentum und Islam vor. Eine Veranstaltung mit dem israelischen Historiker und Publizisten Ilan Pappe im Audimax der Christian-Albrechts-Universität beleuchtete anhand seines Buches »Die ethnische Säuberung Palästinas« die kontrovers diskutierten Umstände der Staatsgründung Israels und ihre Folgen für die arabische Bevölkerung. Moustafa Barghouti als Repräsentant der Palestinian National Alternative, Ramallah, sorgte mit seinem Vortrag im Schleswig-Holstein-Saal für lebhafte Diskussionen über seine ausführlich vorgetragenen Stellungnahmen zum Nahostkonflikt. »Lebensalltag unter Besatzung« war das Thema einer Tagung in der Kunsthalle Kiel, die inhaltlich von der Heinrich-Böll-Stiftung SH, der deutsch-palästinensischen Gesellschaft und vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein gestaltet wurde. Hier konnten sich die Teilnehmer anhand detaillierter Vorträge einen Tag lang über die Lebenswirklichkeiten, die Perspektiven und die Arbeit internationaler Organisationen in den palästinensischen Gebieten informieren.

Junge Erwachsene wurden explizit mit einer Veranstaltung im Luna Club angesprochen: Bis zum frühen Morgengrauen präsentierten hier DJs aus Beirut zusammen mit Kieler Kollegen ein Stück libanesischer Nachtkultur mit Musik, Video und einem Kurzvortrag. Für Schüler und Jugendliche

präsentierte Assaf Gavron das Computerspiel »Peacemaker«: Das Spiel, das der israelische Autor und Musiker maßgeblich mitentwickelt hat, beschäftigt sich mit dem Nahostkonflikt und stieß bei den Jugendlichen auf großes Interesse und viele Nachfragen. Ein Schwerpunkt stellte für Kinder und Jugendliche außerdem die Ausstellung »Heimat« in der Schulgalerie des Kieler Rathauses dar, der eine bildnerische Auseinandersetzung von Schülern und Jugendlichen in Kiel und im Flüchtlingslager Shufat / OstJerusalem vorangegangen war. Eröffnet wurde die Ausstellung von Stadtpräsidentin

Cathy Kietzer in Anwesenheit des Künstlers Jawad Al Malhi .

Nach dem musikalischen Auftakt der Kulturwochen mit dem deutsch-palästinensischen Jazzensemble »matabb« im KulturForum fanden die Kulturwochen Nahost einen ebenfalls musikalischen Abschluss mit einem klassischen Konzert: Im Bach-Saal der Christian-Albrechts-Universität spielten der Pianist Bshara Harouni und der Geiger Zohar Lerner , beide Mitglieder des West-östlichen Diwan Orchesters von Daniel Barenboim.

“radius of art” ist ein internationales Kunst- und Kulturprojekt, das in Trägerschaft des Amtes für Kultur und Weiterbildung der Landeshauptstadt Kiel und der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit dem Danish Center for Culture and Development (DCCD), Kopenhagen/ Dänemark, und der Academy of Management, Lodz/ Polen, sowie zahlreichen Kunsteinrichtungen in Europa und Nahost realisiert wird. Das Projekt besteht aus mehreren Bausteinen, darunter das Artist-in-Residence-Programm “research-based art“ für Bildende Künstler/innen aus Europa und Nahost, die Theaterworkshops “my unknown enemy“ und Ausstellungen und Veranstaltungsreihen in Kiel („Kulturwochen Nahost - radius of art““), Lodz (“Meetings with the Arab World“) und Odense (“PhotoCairo: The Long Shortcut“). Im „Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs“ (2008) wird “radius of art“ als Modellprojekt von der EU gefördert (EU Förderprogramm Kultur 2007).